Gegen Blutkrebs! Meine Stammzellspende

Blogpost #12 - Der Tag. DER TAG

 

Es war wohl nicht anders zu erwarten: Die Nacht war eine Katastrophe. Das Hotel, in dem ich untergebracht bin, ist wirklich toll. Die Aussicht wäre es auch, wenn nicht alles neblig wäre. Gewesen wäre. Heute ist es großartig. Zurück zur Nacht: Schlaflos. Was nicht allein an mir lag …

 

... sondern auch an irgendeinem Wackelkontakt der Lichtanlage. Als ich endlich eingeschlafen war, weckte mich ein eigenartiges Knarren. Ich schlief zwar immer wieder ein, aber es war jedes Mal von kurzer Dauer. Ein Schelm, wer vermutet, dass meine eigene Nervosität da eine Rolle gespielt haben könnte. Es muss etwas anderes gewesen sein. Ich war auch bereits wach, bevor der unerträglich grässliche Weckerton meines Handys mich weckte. Um sechs Uhr. Heute musste ich mir die Bauchspritze eine Stunde früher verabreichen als sonst, und ich sollte bereits um 7:30 im Entnahmezentrum sein.

 

Mein Frühstück war reichlich und gut, dann machte ich mich auf den Weg. Heute wieder dieses eigenartige Gefühl, für zwei Leben verantwortlich zu sein. Ein echter, lebendiger Mensch, der todkrank ist, wird meine Stammzellen bekommen. Ich weiß, ich bin pathetisch, aber das ist so groß, dass es nur schwer zu fassen ist. (Und nun, da ich weiß, dass diese Zellen nicht mehr in meinem Körper sind, ist die Analogie zum Kinderkriegen wieder da. So ähnlich war es, nachdem die Jungs jeweils „geschlüpft“ waren. Der Körper war leer, aber dafür war ein neues Leben auf der Welt. [Oh je, bitte verzeihen Sie mir dieses Pathos, aber für mich ist das ein Anlass zum Feiern und zum rührselig werden …])

 

Nervös? Ich doch nicht. Oder …?

 

Es ist ja fast nicht zu glauben, aber ich muss wohl aufgeregt gewesen sein. Uli nahm sich sofort meiner an. Gemeinsam mit Thomas, Lilia, Concetta und Niklas. Die Namen sind natürlich meiner Autorenfantasie entsprungen. Ich denke mir ja oft Namen für meine Protagonisten aus. Zurück zu Uli und Thomas. Die beiden legten mir die Anschlüsse für die Zellseparation, und zwar – das hatte ich nicht anders erwartet – in beide Ellenbeugen. Womit sich bewahrheitete, was schon angedeutet worden war: Ich durfte beide Arme nur wenig bewegen – und den rechten, aus dem das Blut gepumpt wurde, nach Möglichkeit gar nicht.

 

 

Ich weiß noch, dass ich zu den beiden Kerlen sagte: „Ich hoffe, ihr seid gut, Jungs“, und kurz darauf hatten beide ihr Werk bereits getan. Und es war gut. Ich brauchte ein paar Momente, um mich zu entspannen, was dann doch gelang, nicht zuletzt wegen unserer Frotzeleien darüber, ob es erstrebenswert ist, „brav“ zu sein. Uli meinte, er versuche es immer, leider gelänge es ihm nicht. Ich gestand darauf ein, dass ich immer versuche, nicht brav zu sein, dass mir das aber leider auch nicht gelänge. Er hat mir geglaubt. Glaube ich.

 

 

Ablenkung: Juliette Binoche und Johnny Depp

 

Ich sah mir den Film „Chocolat“ an und schwelgte in Bildern, in Süßigkeiten und der wunderschönen Geschichte, die der Film erzählt. Bis es an den Lippen zu kribbeln anfing. Calcium musste her. Und dann … *seufz* …

Zum Thema „Ähm“. Ich hatte ja viel getrunken, damit das Blut gut fließt. Und ja, dann musste ich doch auch zur Toilette. Zuerst versuchte ich es zu ignorieren, aber es fiel mir bald schwer, mich noch auf etwas anderes zu konzentrieren. Doofe Sache, das. Da haben Männer unleugbar einen Vorteil!

 

Der Versuch mit der Bettpfanne schlug fehl. Eigentlich wusste ich das ja vorher. Noch jeder Versuch mit Bettpfanne ist fehlgeschlagen, schon als ich noch ein Kind war und am Blinddarm operiert wurde (damals musste man noch länger im Bett liegen bleiben als heutzutage). Und bei jeder weiteren Gelegenheit, bei der man mir eine Bettpfanne offerierte – nichts zu machen. Das war mir äußerst unangenehm, aber auch da stieß ich auf Verständnis. Ich wurde abgestöpselt (was normalerweise nicht gut ist, weil die Zentrifuge angehalten wird, die das Blut aufwirbelt) und durfte zur Toilette gehen. Selten fühlte ich mich so erleichtert.

 

Der Rest verlief ohne große Aufregung. Die Ärztin sagte mir schon relativ früh, dass ich vermutlich keinen weiteren Tag zum Spenden herkommen müsse. Wie gesagt, es hat auch Vorteile, nicht „lausig“ zu sein. Ich schlief zwischendurch mal ein bisschen, wenn auch nur oberflächlich, und nach guten fünf Stunden war es dann vorbei. Schade, dass ich den zweiten Film, „Tatsächlich Liebe“, nicht mehr zuende sehen konnte.

 

Nadeln und Braunülen

 

Lilia und Uli stöpselten mich ab und zogen alle Nadeln (ich habe nicht hingeschaut, und das war auch gut so …), ich ließ langsam meine Lebensgeister wieder erwachen. Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten und gewitzelt. Dann musste ich dringend etwas essen und trinken und noch eine Stunde da bleiben, bevor ich mich wieder hinters Steuer setzte.

 

Und nun ist es vorbei. Morgen darf ich bei der DKMS anrufen und nach Alter, Geschlecht und Herkunftsland des Empfängers fragen. Er oder sie wird wohl heute oder morgen meine Stammzellen bekommen. Dies ist wieder der Moment, Sie, meine Leserinnen und Leser, um Ihre guten Wünsche zu bitten.

 

Beim Warten habe ich mich mit einem anderen Stammzellspender unterhalten, einem jungen Mann aus München, der zwei Tage hat spenden müssen. Er sagte mir, dass die Nadel, die zum Abpumpen des Bluts verwendet wird, schon eine beeindruckende Größe habe, und dass, wer damit umgeht, wirklich eine ruhige Hand und gute Nerven haben müsse. Ich war im Nachhinein umso froher, dass ich nicht hingesehen hatte, aber meine Neugier war nun doch geweckt. Also bat ich Uli, ob er mir so eine Nadel zeigen könne. Das hat er gemacht.

 

*schluck*

 

Also, da kann ich nur nochmal sagen: Gut gemacht, Uli, und danke dafür! Außerdem will ich ganz herzlich Lilia, Niklas,  Concetta (alias „Calliope“) und Thomas danken. Ganz liebe Grüße an euch und all eure KollegInnen und die ÄrztInnen!

 

Ich lasse den Rest des Tages ruhig ausklingen, bleibe noch eine Nacht im Hotel und werde morgen einfach ausschlafen. Es war eine großartige Erfahrung.

 

Und ich bin froh, dass die Sache mit den Spritzen vorbei ist!

 


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Kommentare: 10
  • #1

    Britt (Montag, 18 Januar 2016 00:55)

    Ganz, ganz toll und allen Respekt!!!

    Liebe Grüße
    Britt

  • #2

    Angelika Lauriel (Montag, 18 Januar 2016 10:41)

    Vielen Dank, liebe Britt, das ist sehr lieb von dir!

    LG
    Angelika

  • #3

    uli (Montag, 16 Mai 2016 11:38)

    Sehr schön !!! Hoffe es geht Dir gut.
    Der immer versucht brav zu sein ULI

  • #4

    Angelika Lauriel (Montag, 16 Mai 2016 12:47)

    Hallo Uli,
    schön, von dir zu hören. Ja, mir geht's prima! Grüß alle da bei dir!
    Und ich schaffe es immer noch nicht, NICHT brav zu sein. Glaubste mir doch, nicht?
    Angelika

  • #5

    Wendie Flore (Freitag, 03 Februar 2017 01:23)


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